Stadt Beverungen

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Moderne Kleinstadt mit Geschichte(n)

Die heutige Stadt Beverungen ist durch die zum 1.1.1970 wirksam gewordene Kommunale Neugliederung in Nordrhein-Westfalen(NRW) entstanden und setzt sich neben der namensgebenden Kernstadt aus den Ortschaften Amelunxen, Blankenau, Dalhausen, Drenke, Haarbrück, Herstelle, Jakobsberg, Tietelsen, Rothe, Wehrden und Würgassen zusammen. Im Stadtgebiet von Beverungen, das 98 qkm umfasst, leben rund 13.500 Einwohner, davon 6.400 in der Kernstadt.

Beverungen bildet den südöstlichsten Zipfel von NRW und liegt im Dreiländereck von NRW, Niedersachsen und Hessen. Der Name der Stadt wurde erstmals im 9.Jahrhundert in den „Corveyer Traditionen“, den Schenkungslisten der Reichsabtei Corvey, als „Beuerungun“ genannt. Namensgebend soll der Fluss Bever gewesen sein, der südlich von Beverungen in die Weser mündet. Die Bezeichnung „Bever“ wiederum könnte Wasser, Bach oder auch Biber bedeuten und die damalige Siedlung mit „Biberanger“ bezeichnet worden sein, aus dem im Laufe der Jahrhunderte Beverungen wurde.

Nachfolgend erhalten Sie einen groben Überblick über die Stadtgeschichte von Beverungen. Zudem befindet sich gerade eine Seite im Aufbau, die besondere Themen näher beleuchtet.

Die Quellen zu den ersten Jahrhunderten sind spärlich und nur im Zusammenhang mit dem Kloster Corvey überliefert, das die Territorialherrschaft ausübt. Das ändert sich ab dem 14.Jahrhundert, als mit dem Bischof von Paderborn ein zweiter kirchlicher Würdenträger Ansprüche an Beverungen geltend macht.

1330 wird mit dem Bau einer Burg begonnen, die vom Paderborner Bischof initiiert und schließlich zusammen mit dem Abt von Corvey umgesetzt wird. Zudem wird ein Viertel des Burgareals dem Ritter Hermann von Brakel übergeben. Durch den Burgenbau wird die Abhängigkeit der Stadt vom Bischof von Paderborn deutlich, der mehr und mehr die Territorialherrschaft in Beverungen vom Abt von Corvey übernimmt. Beverungen ist dabei sowohl Grenzpunkt zu den Landgrafen von Hessen im Süden als auch zu den Herzögen von Braunschweig auf der anderen Weserseite. So ist der Burgbau folgerichtig, zumal der Paderborner Bischof an der südlich von Beverungen gelegenen Diemel an Einfluss verloren hatte.

Am 26.05.1417 erhält Beverungen in Anerkennung seiner Bedeutung die Stadtrechte von dem Grafen Dietrich von Moers – Erzbischof von Köln und Verwalter des Hochstiftes Paderborn – sowie vom Abt von Corvey verliehen.  

Während des Dreißigjährigen Krieges wird die Stadt fast völlig zerstört, und auch der Siebenjährige Krieg geht mit wirtschaftlichen Rückschlägen einher. Von den Folgen dieser Kriege kann sich die Stadt im Vergleich zu anderen relativ schnell erholen. Das ist in erster Linie auf die günstige Lage an einem Hauptverkehrsweg in Nord-Süd-Richtung, der sog. „Bremer Straße“, sowie der Lage an der Weser zurückzuführen. Beverungen erlangt als Hafen des Hochstifts Paderborn, aber auch als Grenzort mit Fähre eine besondere Bedeutung. Vor allem der Getreidehandel blüht, dessen Produkte über die Weser ihren Absatz finden. Zudem ist Beverungen wichtiger Umschlagplatz für den Eisenhandel und die Leinenproduktion. An diesem Handel ist auch die jüdische Bevölkerung beteiligt. Haupterwerbszweig bleibt aber die Landwirtschaft, Beverungen ist eine Ackerbürgerstadt.

1802 wird Beverungen preußisch, kommt 1806 zum Königreich Westphalen unter dem Bruder Napoleons, Jerome Bonaparte, und gelangt 1813 endgültig an das Königreich Preußen und wird dem Kreis Höxter zugeordnet. Jetzt beginnt verstärkt der Ausbau der Infrastruktur (Kassel-Pyrmonter sowie Beverungen–Arnsberger Chaussee). Zum Ende des 19. Jahrhunderts beginnt Beverungen sich allmählich durch den Anschluss an das Schienennetz (1876) und den Bau der Weserbrücke (1902) auch wirtschaftlich stärker zu entfalten. Besonders der Bau der Eisenbahnstrecke Holzminden – Scherfede im Zuge der Linie Berlin – Aachen bringt eine entscheidende Wende, ließ sie doch eine florierende Holzindustrie entstehen.

Die Zeit der Weimarer Republik ist insbesondere durch den Bankrott der Stadtsparkasse geprägt, der durch den riskanten Handel mit Wechseln verursacht wurde. Der Skandal führt zur Entlassung von Bürgermeister und Sparkassenrendant und die Stadt Beverungen muss zur Deckung der aufgehäuften Schulden erheblichen Waldbesitz verkaufen.

Die weit dominierende Partei in der Stadt ist bis 1933 das katholische Zentrum mit der absoluten Mehrheit der Stimmen. 1932 kommt es in der Endphase der Weimarer Republik zu erheblichen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen radikalen politischen Lagern. Am „Blutsonntag“ von Beverungen wird im Juli ein Anhänger der Nationalsozialisten getötet. Diese übernehmen 1933 auch in Beverungen die Macht und schalten das gesamte öffentliche Leben innerhalb kurzer Zeit gleich. In der Burg wird eine SA-Schule eingerichtet. Die jüdische Bevölkerung wird drangsaliert und viele Juden emigrieren. In der sog. „Reichskristallnacht“ 1938 wird auch die Beverunger Synagoge geplündert und ein Brand nur aus Rücksicht auf die umliegende Bebauung verhindert. Die noch in Beverungen verbliebenen Juden werden schließlich 1941/42 nach Riga, Warschau und Theresienstadt deportiert. Nur drei Juden überleben. Mit Leopold Rosenstein kehrt nur ein Jude nach dem Krieg dauerhaft in seine Heimatstadt zurück. Während des Zweiten Weltkriegs bleibt Beverungen von Bombardements verschont und wird 1945 kampflos von den Amerikanern besetzt. Lediglich beim Abzug der deutschen Truppen in Richtung Osten ist die Sprengung der Weserbrücke zu beklagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kann sich Beverungen rasch in eine moderne Kleinstadt mit einem beachtlichen Geschäftszentrum wandeln, die trotzdem noch viel von ihrem ursprünglichen Gesicht bewahrt hat. Sehenswert sind vor allem das Cordt-Holstein-Haus (erbaut 1662), das Rathaus, der Michaelsbrunnen, die kath. Pfarrkirche St.-Johannes Baptist (1698), das Christoph-Sieker-Haus (1693) sowie das ehem. Altdeutsche Gasthaus (1611). Zwei barocke Bildstöcke befinden sich in der Lindenstraße und seit dem Neubau der Weserbrücke steht am östlichen Ortseingang eine Nepomuk-Statue. Gleich daneben befindet sich als Wahrzeichen der Stadt, ein Wohnturm der Burg Beverungen.

Mit der kommunalen Gebietsreform zum 1.1.1970 erweitert sich die Stadt Beverungen um 11 Ortschaften, die zuvor zum Amt Beverungen-Land gehört hatten. Die Entwicklung der einzelnen Ortschaften entnehmen Sie bitte den jeweiligen Ortsseiten.

Beverungen ist als Mittelzentrum eingestuft und umfasst einen Versorgungsbereich von 25.000 – 50.000 Einwohnern, der über das Gebiet des Kreises Höxter hinaus nach Südniedersachsen und Nordhessen greift. Geprägt wird die Stadt durch den Einzelhandel in der Innenstadt und einem seit den 1990er Jahren etablierten Nebenzentrum an der Blankenauer Straße. Darüber hinaus gibt es viele mittelständische, oft inhabergeführte Betriebe, die sich zumeist im nördlich der Stadt gelegenen Gewerbegebiet niedergelassen haben. Ein Großteil der Bevölkerung findet Arbeit in zahlreichen Dienstleistungsbetrieben sowie im produzierenden Gewerbe insbesondere in der Metall- und Kunststoffindustrie.

Mit Hilfe guter Gewerbesteuereinnahmen durch den Betrieb des Kernkraftwerkes im Ortsteil Würgassen zwischen 1971 und 1994 sowie mehreren größeren Möbelfirmen und weiteren holzverarbeitenden Betrieben konnte die Stadt Beverungen mit dem Schulzentrum (heute Gymnasium und Sekundarschule), der Stadthalle und einem Frei- und Hallenbad wichtige Infrastruktur aufbauen. In der Stadthalle werden seit 1977 durch die Kulturgemeinschaft Beverungen e.V. zahlreiche hochwertige Kulturveranstaltungen angeboten, die Publikum weit über die Stadtgrenzen hinaus anziehen. Und auch der Tourismus hat sich ständig weiterentwickelt. Beverungen liegt am Weserradweg, der mehrfach zum beliebtesten Radweg Deutschlands gewählt worden ist.

Das gesellige Leben ist vor allem gekennzeichnet durch den jährlichen Karneval, der länderübergreifend mit Lauenförde zusammen unter der Regie des Karnevalsvereins Weserbrücke gefeiert wird. Zudem zählen in allen Ortschaften Schützen-, Dorf- und Feuerwehrfeste zu den Jahreshöhepunkten und ziehen viele Besucherinnen und Besucher an.

Die gesamte Entwicklung der Stadt Beverungen seit der Kommunalen Neugliederung können Sie der zum 50jährigen Stadtjubiläum 2020 erstellten Broschüre entnehmen.

Literatur:

Ralf Günther: Geschichte der Stadt Beverungen, Paderborn 1993

Richard Dohmann, Christoph Reichardt, u.a.: Heimatkundliche Schriftenreihe „Weser,Bever,Berg und Tal“, Hefte 1-15