Wie Martha Mannsbach berichtete, wurde ihr Gepäck in einen Waggon am Ende des Zuges verladen, der jedoch bereits in Bielefeld abgehängt worden ist. Auch das Handgepäck wurde ihr bei der Ankunft in Theresienstadt abgenommen, sodass sie schlussendlich ohne irgendetwas dastand. Während des Aufenthalts im Lager Theresienstadt pflegte Martha Mannsbach ihren kranken Mann.
Theresienstadt stammte aus der Habsburgerzeit und war eine Festungsstadt. Es galt als privilegiertes Lager, dort wurde sogar ein Propagandafilm mit dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ gedreht. Das war der Schein, denn auch dort gab es zahlreiche Morde und viele Juden wurden weiterdeportiert nach Auschwitz.
Über Ihre Zeit im Lager hat Martha Mannsbach nach dem Krieg einen Bericht verfasst. Zunächst half sie im Krankenrevier, putze den Fußboden und half bei dem Waschen der Patienten. Eines Tages wurde sie zur Krankenschwester bestimmt und bekam nach einiger Zeit sogar eine entsprechende Tracht. Ihr Mann Herrmann konnte jedoch aufgrund seiner Erkrankungen nicht arbeiten.
Am 5. Mai 1945 übergab die SS das Lager einer Kommission des Internationalen Roten Kreuz, drei Tage später befreite die Rote Armee das Lager, wobei es noch zu Schießereien kam und anschließend Verletzte zu versorgen waren. Trotz der Befreiung konnten die Deportierten noch nicht sofort zurückfahren in ihre Heimatstädte, denn es drohte Typhusgefahr. Es dauerte Wochen, bis schließlich die Deportierten mit Bussen wieder in ihre alte Heimat gebracht werden sollten. So kam auch ein Bus aus dem Raum Bielefeld, welcher auch für Martha Mannsbach und ihren Mann Herrmann bestimmt war. Als dieser Bus angekommen war, musste sie schnell ihren Mann anziehen, dies konnte er nicht mehr selbst aufgrund seiner Krankheiten. Als Martha Mannsbach ihn noch einmal wusch für die Fahrt in die Heimat, verstarb er. Es war der 1. Juli 1945!
Paul Meyer aus Beverungen, ein Freund des Ehepaares, wollte zunächst bei Frau Mannsbach bleiben, fuhr dann aber doch mit dem Bus mit, während sie zunächst noch zurückbleiben musste und erneut einen Arbeitsplatz im Krankenrevier erhielt, schließlich aber auch nach Beverungen zurückkehren konnte. Neben Paul Meyer und Leopold Rosenstein war sie die einzige Überlebende unter den Beverunger Deportierten. Die drei errichteten zum Gedenken an die Opfer der Shoah auf dem jüdischen Friedhof ein Denkmal.
In der Zeit ihres Aufenthaltes im KZ verlor sie ihren Vater, ihre drei Schwestern, ihre Schwäger, Neffen, Nichten und deren Kinder. Alle ihre Verwandten waren in verschiedenen Lagern untergebracht, dabei wusste keiner etwas von dem anderen.
Als Martha Mannsbach einige Wochen nach dem Kriegsende zurück nach Beverungen kam, stellte sie fest, dass ihr Haus seit 1943 als Mittelschule genutzt wurde, denn seit dem 18.10.1943 war es im Besitz der Stadt. Die im Haus vorhandenen Möbel und Einrichtungsgegenstände wurden damals öffentlich versteigert, die dort vorhandenen Urkunden, Briefe und sämtliche Unterlagen verbrannt. Nachdem die Schule 1946 umzog, erhielt Frau Mannsbach ihr Haus zurück.
Im Jahr 1948 wanderte Martha Mannsbach zunächst nach Winnipeg (Kanada) aus, wo ihr Neffe Rudy (Rudolf) Lowenstein, Sohn ihrer Schwester Johanna Löwenstein, lebte. Von dort zog sie jedoch weiter, und zwar zu ihrem Bruder Walter nach Rhodesien. Schließlich fanden beide eine neue Heimat in Kapstadt (Südafrika). Im Jahr 1995 veröffentlichte Frau Mannsbach in dem Buch „In scared memory“ ihre Erinnerungen an die Lagerhaft in Theresienstadt.
Martha Mannsbach besuchte mehrfach Beverungen in den folgenden Jahren. Schließlich starb sie in Südafrika am 8. Juni 1998 im biblischen Alter von fast 105 Jahren. Beigesetzt wurde sie neben ihrem Bruder in Kapstadt.