Große Ereignisse bedürfen einer eindrucksvollen Inszenierung, um wahr genommen zu werden und um dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben!
Dass unter der Führung seiner Majestät King George II. die englischen Truppen im Juni 1743 die feindlichen Franzosen im Österreichischen Erbfolgekrieg bei Oettingen geschlagen haben, war für die Zeitgenossen sicherlich ein wichtiges Ereignis. Dass der Nachwelt dieses martialische Ereignis noch im Gedächtnis geblieben ist, hat aber sicherlich vor allem etwas mit der fulminanten musikalischen Inszenierung der Siegesfeiern in London durch Georg Friedrich Händel zu tun, der aus diesem Anlass ein „Te Deum laudamus“ komponierte, das der Nachwelt als „Te Deum for victory of Oettingen“ bekannt ist.
Händel stellt in diesem mitreißenden Werk für fünfstimmigen Chor, Orchester und Solisten unter Beweis, dass er es wie kaum ein zweiter versteht, die musikalischen Register zu ziehen, die auch heute noch beim Zuhörer das Gefühl unmittelbarer Ergriffenheit auslösen. Dies gelingt ihm in den groß und pompös angelegten Nummern des Beginns durch den Einsatz strahlender Trompeten- und Paukenklänge. Aber der Opernspezialist Händel ist auch ein Meister der subtilen und emotional anrührenden Töne. Dies machen die lyrischen Sätze des Mittelteils deutlich, in denen Händel die Orchestrierung stark reduziert und den vollen Chorklang zugunsten von Solostimmen zurücknimmt. Lange nachwirken wird bei den Konzertbesuchern sicherlich das „Lord, in Thee have I trusted“. Der Schlusssatz des „Te Deums“ ist ein glanzvolles Beispiel dafür, wie Händel den gewünschten Ton für repräsentative Anlässe in unerreichter Weise trifft.
Seit April 2016 übt der Schulchor des Gymnasiums Händels „Te Deum“ in der englischen Originalsprache ein. Das groß angelegte Werk wird im Rahmen der Feierlichkeiten zum 600-jährigen Stadtjubiläum am 01. April um 19.00 Uhr und am 02. April um 15.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Beverungen aufgeführt. Das Ereignis, zu dem das Werk Händels zur Aufführung gebracht werden soll, ist dabei nicht martialisch geprägt wie der Anlass seiner Entstehung, aber gerade darum nicht weniger geschichtsträchtig. Die Mitwirkenden des Schulchores Gymnasium Beverungen hoffen, dass die Konzerte dazu beitragen werden, das Jubiläum der Stadt Beverungen lange im individuellen und kollektiven Gedächtnis nachklingen zu lassen!
Benedikt Marpert
